AJZ-Demonstration, Zürich, 1981. Foto: Heinz Baumann, Bildarchiv ETH-Bibliothek

Die Ölkrise von 1973 läutete eine Zeit ein, die von Ängsten und neuen Hoffnungen geprägt war. Der Wirtschaftseinbruch und das abrupte Ende von dreissig goldenen Jahren schuf den Nährboden, um kritischen Stimmen mehr Gewicht zu geben.

1975 besetzten Aktivistinnen und Aktivisten die Baustelle des geplanten Kernkraftwerkes Kaiseraugst. 1979 erreichte das atomare Wettrüsten zwischen Ost und West mit dem NATO-Doppelbeschluss eine neue Eskalationsstufe. Szenarien eines nuklear verwüsteten Europas trieb die Menschen auf die Strasse und mobilisierte Massen zum Protest gegen die militärische und zivile Nutzung der Kernenergie.

Der Ruf der bewegten Jugend nach Freiräumen für Alternativkultur mündete 1980 in die Zürcher Opernhauskrawalle. Bald darauf fanden in zahlreichen weiteren Städten der Schweiz Haus- und Grundstücksbesetzungen statt. Parallel dazu entstanden Genossenschaften und Unternehmen, die auf lokaler Ebene pragmatisch neue Formen des Zusammenlebens und Wirtschaftens zu etablieren versuchten.

Der entfachte Wille, sozialen und ökologischen Anliegen von der Strasse in die Institutionen zu tragen, führte zu einer Welle von Gründungen von neuen Organisationen. Die Grünen, Greenpeace, VCS oder CasaFair (ehemals Hausverein) sind Kinder dieser Generation.

In den 1980er-Jahren gelangen der Allianz von kritischen Stimmen mehrfach überraschende Erfolge im Parlament und an den Urnen. 1980 wurde das nationale Raumplanungsgesetz in Kraft gesetzt, 1985 folgte das nationale Umweltschutzgesetz. Dass sich 1987 mit der Annahme der «Rothenthurm-Initiative» ökologische gegen militärische Anliegen durchsetzen konnten und sich zwei Jahre später 35% der Stimmberechtigten für die Abschaffung der Armee aussprachen, rüttelte an den Grundfesten einer Schweiz, die bis dahin noch stark von der Geistigen Landesverteidigung geprägt war.

In den 1990er-Jahren drehte der Wind auf nationaler Ebene: Die «Autopartei», eine Gruppierung am rechten Rand, gewann 1991 acht Sitze im Nationalrat. Ein Jahr später verhinderte die SVP um Christoph Blocher fast im Alleingang den Beitritt der Schweiz zum EWR, und schwang sich zur stärksten Partei der Schweiz auf. In den städtischen Zentren hingegen gewannen links-grüne Allianzen die Mehrheit in den Parlamenten. Der Stadt-Land-Graben hatte sich vergrössert.

EWR-Abstimmung, 1991. Foto: Comet Photo AG, Bildarchiv ETH-Bibliothek